Phlebitis

PHLEBITIS

(Phlebitis superficialis, Thrombophlebitis superficialis, Varikophlebitis, Varikothrombose.)

Definition

Die oben aufgeführten Begriffe beschreiben alle ein klinisches Erkrankungsbild, dass durch die Schwellung, Verhärtung und Schmerzhaftigkeit einer oberflächlichen Vene charakterisiert ist, die zum einen von einer Entzündung der Venenwand, zum anderen von einem Verschluss der Vene durch einen Blutpfropf (Thrombus) herrührt. Je nach Ursache kann die Entzündung (Wortteil „-itis“) einer sonst unauffälligen oberflächlichen Vene (Wortteil „Phleb-„) oder einer Krampfader (Varize, Wortteil „Variko-„) oder aber der das Gefäss verschliessende Blutpfropf (Thrombus) im Vordergrund stehen. Die unterschiedlichen Bezeichnungen desselben klinischen Erscheinungsbildes sollen kein Ausdruck der Vielseitigkeit unserer Sprache sein, sondern weisen vielmehr darauf hin, dass die unterschiedlichen Bestandteile dieses Erkrankungsbildes in unterschiedlicher Gewichtung auftreten können. Dies ist auch für die Behandlung von Bedeutung.

Ursache(n)

Die Ursache der oberflächlichen Thrombophlebitis liegt wie auch bei der tiefen Venenthrombose in einer Kombination mehrerer Faktoren. Nach Rudolf Virchow (1821-1902) werden die drei grundlegenden ursächlichen Bedingungen für die Entstehung dieses Erkrankungsbildes als Virchowsche Trias bezeichnet:

Strömungsverlangsamung in der Vene
Oft ist sie der auslösende Faktor. Der Blutstrom kann durch eine Erweiterung der Venen (Krampfadern, Varikosis) oder durch fehlende Bewegung wie bei Bettlägerigkeit, Herzinsuffizienz, nach Operationen, bei Verletzungen und/oder Gipsverband oder nach langen Flug-, Auto- oder Busreisen verlangsamt sein.

Veränderungen der Blutzusammensetzung
Eine vermehrte Produktion und/oder Aktivierung von Gerinnungsfaktoren und/oder eine verminderte Produktion und/oder verminderte Aktivität von gerinnungshemmenden Faktoren führen zu einem gestörten Gleichgewicht im Gerinnungssystem mit der Folge einer Neigung zu Thrombosen (Thrombophilie).

Veränderungen der Gefässwand
Sie spielen vor allem bei Verletzungen, Entzündungen, Einwachsen von Tumoren oder beim Schultergürtelkompressionssyndrom eine Rolle. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Phlebitis superficialis (oberflächliche Venenentzündung) und die Varikothrombose (Venenthrombose einer Krampfader) unterschiedliche Krankheitsbilder sind und eine unterschiedliche Behandlung erfordern. Daher ist es wichtig, herauszufinden, ob der entzündliche oder der thrombotische Prozess im Vordergrund steht.

Die Phlebitis superficialis betrifft Patienten mit sonst gesunden Venen, aber eventuell mit einer anderen zugrundeliegenden Erkrankung (z.B. Autoimmunerkrankungen, Tumorleiden). Die Entzündung der Venenwand steht hier im Vordergrund. In diesem Fall ist es wichtig festzustellen, ob ursächliche Erkrankungen wie die eben genannten vorliegen. Gelegentlich kommt es zu wiederholten oberflächlichen Venenentzündungen an unterschiedlicher Lokalisation. In diesem Fall spricht man von Thrombophlebitis migrans (lat: wandernd) oder saltans (lat: springend).

Im Unterschied dazu betrifft die Varikothrombose Patienten mit einem oft vernachlässigten Krampfaderleiden oder einem postthrombotischen Syndrom (chronisch venöse Insuffizienz), wobei hier der thrombotische Prozess im Vordergrund steht. Mit etwa 90 Prozent ist die Varikothrombose bzw. Varikophlebitis die häufigste Ursache der oberflächlichen Venenentzündungen.

Merkmale, Diagnostik, Verlauf

Typisch ist eine schmerzhafte, strangförmige Verhärtung im Venen- bzw. Krampfaderverlauf mit Rötung und Überwärmung. Bei diesen Beschwerden sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden.
Häufig ist die Varikothrombose viel weiter ausgedehnt als sie durch den Tastbefund oder die sichtbare Rötung erkennbar ist. Bei gut einem Drittel der betroffenen Patienten sind auch die tiefen Venen mit betroffen. In diesem Fall muss wie bei der tiefen Venenthrombose behandelt werden.
Eine seltenere Form der oberflächlichen Venenentzündung ist der Morbus Mondor. Hierbei sind die Venen der seitlichen Brustkorbwand betroffen. Diese Erkrankung verläuft meist nicht so akut.

Komplikationen

Bisher ist nicht untersucht, ob diese Thrombosen zu einer chronisch venösen Insuffizienz führen können; bei Mitbefall der tiefen Venen ist dies zumindest möglich. Grosse Thrombosen des tiefen Venensystems in Zusammenhang mit der oberflächlichen Venenentzündung sind jedoch selten. Wenn nicht behandelt sind unbemerkte Lungenembolien häufig, vereinzelt treten auch massive Lungenembolien auf.

Behandlung

Die Behandlung sollte selbstverständlich schnellsten erfolgen, um ein weiteres Voranschreiten der Thrombose zu verhindern und das Risiko von zum Teil lebensbedrohlichen Komplikationen (Lungenembolie) zu vermindern. Diese sind bei der oberflächlichen Thrombophlebitis im Vergleich zur tiefen Venenthrombose jedoch seltener. Bei fehlenden Hinweisen auf Mitbeteiligung des tiefen Venensystems kann eine kurzstreckige Varikothrombose durch lokale Massnahmen wie Kompressionsverbände (mit oder ohne Stichinzision durch den Arzt zum Entfernen des Blutpfropfes durch Ausdrücken) sowie durch ergänzende physikalische Massnahmen wie Kälte oder Alkoholwickel und medikamentöse Massnahmen wie heparinhaltige Cremes oder Gele behandelt werden. Keine Bettruhe. Ist ein grösserer Krampfaderabschnitt betroffen oder sind die tiefen Venen mitbeteiligt, muss der Patient wie bei der tiefen Venenthrombose mit Heparin und anschliessend für eine gewisse Zeit mit Marcumartabletten behandelt werden.

Vorbeugende Massnahmen
Physikalische Thrombembolieprophylaxe durch Kompressionsstrümpfe und Venengymnastik

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