Krampfadern verstehen
Die Varicosis (Krampfadern) stört nicht nur kosmetisch. Sie verursacht durch Müdigkeit, Stauungsbeschwerden, Wadenkrämpfe, Hautveränderungen und wiederholt Venenentzündungen bis zur Entwicklung eines Geschwürs am Unterschenkel (venöses Ulcus). Dieses Geschwür kann immer wieder aufbrechen und an Größe zunehmen, so dass eines Tages nicht mehr erfolgreich behandelt werden kann.
Zur Behandlung können wir aber nur raten, wenn das tiefe Venesystem intakt ist. Dazu Bedarf es eingehender Untersuchungen, z. B.Plethysmografie, der sonographischen (Duplex) oder
röntgenologischen (Phlebographie) Darstellung des Venensystems. Unser Blut versorgt Zellen, Muskeln und Organen über die Arterien mit Nährstoffen. über die Venen wird das mit Abfallstoffen beladene Blut zum Herzen und zu den Entgiftungsstationen im Körper geleitet. Nur wenn dieser Kreislauf ausreichend funktioniert, kann der Mensch leben und gesund bleiben.
Im Anfangsstadium der Venenerkrankung kann versucht werden, die Venen zu veröden. Diese Verödung (Sklerosierung) ist jedoch nur bei kleinen oder kleinsten Venen („Besenreiser“) erfolgreich, bei voll ausgebildeten Krampfadern ist ein dauernder Erfolg kaum zu erwarten. Das gleiche gilt bei ausgeprägter Varicosis für Behandlungsmaßnahmen, wie das Tragen eines Gummistrumpfes und die Gabe von Medikamenten.
Beim Sitzen, Stehen und Gehen muss das Blut in den Bein-Venen „bergauf“ fließen. Dieses Transportproblem wird von gesunden Venen mit Unterstützung der Waden-Muskulatur spielend bewältigt. Bei kranken Venen kommt es jedoch zur Stauung in den Beinen. Die Stauung bewirkt:
- Entstehung von Krampfadern
- Beinschwellungen, Ödeme
- Beingeschwüre, offene Beine
- Thrombosegefahr
Bluttransport
Im venösen Schenkel des Kreislaufsystems zirkulieren ca. 85% der gesamten Blutmenge des Organismus. Die Blutverteilung im venösen und arteriellen Schenkel des Kreislaufsystems; 75% des venösen Rücktransportes aus der unteren Extremität erfolgt über die tiefen Beinvenen. Nach Versagen dieser Funktion tritt eine irreversible Störung der peripheren venösen Hämodynamik auf eine sogenannte chronische venöse Insuffizienz (CVI).
Antriebskräfte: Die Wadenmuskelpumpe steht im Mittelpunkt jenes funktionellen Geschehens, welches die sog. Antriebskräfte des venösen Rückstroms umfaßt:
- Herztätigkeit
- Venentonus
- atembedingte Druckdifferenz
- Fußsohlenpumpe
- Sprunggelenkspumpe
- Muskelvenenpumpe
- Venenklappen
Bei primären Krampfadern handelt es sich um eine Schwäche der Venenwand im oberflächlichen Venensystem die sich unter dem Einfluss verschiedener Realisationsfaktoren (z. B. Stehberufe) im Laufe des Lebens in unterschiedlicher Ausprägung und Schweregrad zum Krampfadernleiden entwickelt.
Nach morphologischen Kriterien werden mehrere Typen von Varizen unterschieden:
Varikosenformen
- Stammvarikose der Vena saphena magna und/oder parva
- komplett
- inkomplett
- Seitenastvarikose – Paravarikose
- Perforantenvarikose
- Retikuläre-Varizen
- Besenreiser- Varizen
- Pudendale Variköse
Generell und durch Studien belegt kann das Krampfadernleiden als eine sehr häufige Erkrankung gelten. In der Baseler Studie waren 56% der untersuchten Bevölkerung als Varizenträger einzustufen, bei 12 % wurde die Varikosis als medizinisch bedeutsam angesehen. 3 % der Untersuchten hatten eine krankhafte Varikosis mit schwerer venöser Insuffizienz, 9 % eine leichte venöse Insuffizienz und 1 % der Untersuchten wiesen ein offenes Bein auf.
Befunde
Anhand des Beschwerdebildes sowie des Lokalbefundes lässt sich die primäre Varikosis in 4 klinische Schweregrade einteilen:
- Stadium 1: Geringfügige Varikose; keine (nennenswerten) Beschwerden, keine Komplikationen.
- Stadium 2: Varizen; Beschwerden (Dysästhesien, Juckreiz, Schweregefühl, Spannungsgefühl, leichte Schwellneigung, Wadenkrämpfe, Schmerzen etc.);keine Komplikationen
- Stadium 3: Deutliche Varikose; Beschwerden (wie Stad. 2); Komplikationen: Trophische Hautstörungen (Induration, Lipodermatosklerose, Pigmentierungen, Dermatitis, Ekzem, Atrophie); Thrombophlebitis etc.
- Stadium 4: Ausgedehnte Varikose; Beschwerden (wie Stad. 2 u. 3), Komplikationen (wie Stad. 3); florides Ulcus cruris:
Die für die hämodynamische Bedeutung der Varikosis wichtige Stammvenen-Insuffizienz lässt sich nach einer Stadieneinteilung von HACH (1977) klassifizieren, die im deutschsprachigen Raum allgemein akzeptiert ist. In 4 Stadien bei der Vena saphena magna und 3 der V saphena parva. (Bild)
Vena saphena magna | Stadium | Vena saphena parva |
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Insuffizienz der Schleusenklappen | I | Insuffizienz der Schleusenklappe |
Gefäßerweiterung auf Bleistiftdicke, retrograder Blutstrom bis oberhalb des Knies. Insuffizienz der Venenklappen. Aneurysmen. | II | Gefäßerweiterung auf Bleistiftdicke, retrograder Blutstrom bis Wadenmitte. Insuffizienz der Venenklappen, Aneurysmen |
Gefäßerweiterung bis auf Kleinfingerdicke, retrograder Blutstrom bis unterhalb des Knies. Insuffizienz der Venenklappen, Aneurysmen | III | Gefäßerweiterung bis auf Kleinfingerdicke, retrograder Blutstrom bis zur Knöchelregion Insuffizienz der Venenklappen, Aneurysmen. |
Gefäßerweiterung auf Fingerdicke Schlängelung, Verlust der Klappen, retrograder Blutstrom bis zur Fessel, Aneurysmen. | IV | nicht zutreffend |
Unbehandelt ist der Verlauf der medizinisch bedeutsamen Varikosis, insbesondere mit Perforans-Insuffizienz und Stammveneninsuffizienz, geprägt von einer hohen Inzidenz an Komplikationen (Chronisches ödem, tropische Hautstörungen, Ulcus cruris, Varikophlebitis, tiefe Beinvenen-thrombose). In der Baseler Studie wiesen die Träger einer relevanten bzw. krankhaften Varikosis, je nach Selektion der Schweregrade, zwischen 9 mal und 20 mal häufiger Komplikationen im Bereich des Venensystems auf, als gleichaltrige varizenfreie Probanden. In der Tübinger Studie gaben 5 % der Befragten größere Beeinträchtigungen im Beruf an davon 45 % eine Arbeitsunfähigkeit von mehr als 6 Wochen und 55 % waren betroffen durch Arbeitsplatzwechsel, Umschulung, Aufgabe der beruflichen Tätigkeit mit und ohne Invalidität.
Was sind die Symptome
Venenerkrankungen treten am häufigsten an den unteren Extremitäten auf. Häufig gibt es bei Krampfadern wenig bzw. keine Symptome, man ist mehr von dem teilweisen bedrohlichen Aussehen beunruhigt.
Mit fortschreitendem Alter nimmt dann die Ausprägung der Variköse zu. Bei Frauen kommt es typischerweise in der Schwangerschaft aufgrund der hormonellen Umstellung zu einer deutlichen Zunahme des klinischen Bildes der Variköse.
Im fortgeschrittenen Zustand manifestieren sich hauptsächlich als nächtliche Wadenkrämpfe, tagsüber als Unruhe-, Spannungs- und Schwellungsgefuhl in den Beinen, die im Laufe des Tages, prämenstruell, in der warmen Jahreszeit, nicht aber beim Gehen zunehmen. Parallel können Ödeme entstehen.
Schweregefühl der Beine im Stehen und Sitzen sowie im Tagesverlauf zunehmende Ödemneigung Im distalen Unterschenkelbereich sind dann die ersten Zeichen der chronischen venösen Insuffizienz als Komplikation der Variköse.
Hauptsymptomen:
- Schwellung der Unterschenkel und Knöchel, vor allem abends
- nächtliche Wadenkrämpfe
- müde, schwere Beine
- Schmerzen hinter der Knie
- Spannungsgefühl in den Beinen
- Zunahme der Beschwerden bei längerem Sitzen oder Stehen
- Verschlechterung im Sommer
- Juckreiz um die erkrankte Vene
- Braune Verfärbungen, vor allem am Knöchel
Bei nicht behandelten fortgeschrittenen Venen können dann:
1. Blutung durch Aufplatzen einer Krampfader : die dünne Wand der Krampfader reißt leicht auf oder zerplatzt. Die Blutung wird durch einen Kompressionsverband oder eine chirurgische Unterbindung gestillt.
2. Oberflächliche Entzündung mit/ohne Thrombose (=Thrombophlebitis) : Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente, Blutverdünnung und Kompressionsverband
3. Tiefe Beinvenenthrombose: Tiefe Vene verstopft durch Blutgerinnsel, daraus resultiert massive plötzliche schmerzende Schwellung des Beines. Kompressionsverband und Blutverdünnung (verhindert Vergrößerung des Gerinnsels und Lungeninfarkt) als Therapie.
4. Geschwür („offener Fuß“) als Endpunkt einer tiefen Beinvenenthrombose oder ausgeprägten Krampfadernleidens mit lokaler Blutstauung und Ernährungsstörung mit Aufbrechen der Haut (v.a. im Bereich des Innenknöchels). Als Therapie kommt gesamtes Konzept der gefäßchirurgischen Behandlung von Operation über Medikamente und Kompressionsverband zur Anwendung.
Wie ?
Für eine richtige Diagnose ist die Erhebung einer ausführlichen Befragung der Familien- und Eigenkrankengeschichte. Kommen in der Familie bereits Krampfadern vor, so ist das ein wichtiger Hinweis (vgl. Risikofaktoren). Bei der Eigenanamnese ist es wichtig, das typische Beschwerdebild abzufragen. Dazu gehören z. B. Müdigkeit, Schweregefühl, Spannungsgefühle in den Beinen, nächtliche Unruhe in den Beinen, Wadenkrämpfe, Schmerzen und Schwellungen in den Beinen. Auch neurologische und orthopädische Ursachen sollten abgefragt werden, etwa ob eine Nervenentzündung besteht oder bestanden hat, oder ob der Betroffene unter Wirbelsäulenprobleme leidet.
Bei folgenden anhaltenden Beschwerden bitte den Arzt aufsuchen :
- schmerzhafte Krampfadern beim Gehen oder Stehen
- wenn ein schmerzhafter Knoten sich entwickelt entlang einer Krampfader
- Schwellung im Bereich des Knöchels oder Vorfuß
- bei plötzliche Schwellung des Beines
- bei Spontanblutung entlang der Vene
- oder wenn Sie wegen Ihrer Krampfadern beunruhigt sind
Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Krampfadern. Ich informiere mich gerade recht viel über Krampfadern. Interessant, dass Venenerkrankungen am häufigsten an den unteren Extremitäten auftreten.