Was ist Verstopfung?
Verstopfung ist ein häufiges Problem. Rund ein Drittel der Bevölkerung über 60 Jahre klagte über Stuhlbeschwerden. Zuerst einmal müssen wir uns über die genaue Bedeutung von Stuhlbeschwerden klar werden. Der Begriff wird nämlich ganz einheitlich verwendet. Häufig erliegt man der Irrglauben, dass tägliche Stuhldrang gehöre zum gesunden Leben. Die Aufgabe des Arztes ist es, darüber aufzuklären. Nicht jeder der über Verstopfung klagt, leidet auch an einer krankhaften Verstopfung, was man in Medizinerdeutsch als „obstipiert“ bezeichnet. Oft handelt es sich nur um ganz harmlose Beschwerden mit natürlichen Ursachen. Die Klärung der Ursachen darf aber keinesfalls vernachlässigt werden. Denn auch Grunderkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion,
Zuckerkrankheit, neurologische Erkrankungen, wie etwa Parkinson, oder Geschwülste können eine Obstipation verursachen.
Wer kann man beurteilen ob man krankhaft verstopft ist?
Eine chronische Verstopfung, bei der eine Behandlung nötig ist, liegt vor, wenn zwei dieser Kriterien zutreffen:
- eine fortgesetzte Häufigkeit von weniger als drei Stuhlgängen pro Woche
- heftiges Pressen zur Stuhlentleerung,
- harter Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- Blockadegefühl
- eine notwendige manuelle Stuhlentleerung bei mindestens einem Viertel aller Versuche.
Eine funktionelle Obstipation wird durch eine verminderte propulsive Aktivität und durch verzögerten Stuhltransport bei der gesamten Darmpassage ausgelöst.Zu den Ursachen, vor allem bei älteren Menschen, zählen zunehmende Immobilität, zu geringe
Flüssigkeitszufuhr sowie falsche Ernährung.
Was soll ein Betroffener tun?
Derjenige der über den o.g. Beschwerden klagt, soll ein Spezialist aufsuchen. Zuerst muss dann die Ursache der Verstopfung abgeklärt werden. An erster Stelle steht die gezielte Befragung und allgemeine Untersuchung. Diätfehler müssen ausgeschlossen werden. Einseitige Ernährung, die z. B. durch schlechtsitzende Zahnprothesen verursacht
wird, kann in kürzester Zeit durch deren Sanierung behoben werden. Die Klärung der Frage nach dem Medikamentenverbrauch ist ebenfalls zwingend. Denn verstopfende Wirkung haben unter anderen Medikamente wie Herz-, Entwässerungsmittel oder Antidepressiva, aber auch freiverkäufliche Mittel wie mancher Säurehemmer und
Abführmittel als Gegenreaktion. Bereits die digitorektale Untersuchung lässt erkennen ob eine Schwäche des Enddarms, Schließmuskels bzw. Beckenbodens vorhanden ist.
Eine ergänzende Spiegelung des Darms und eine Ultraschall-untersuchung ist unerlässlich. Schließlich sollten noch routinemäßig bestimmte Laborwerte kontrolliert werden, vor allem Elektrolyten, Schilddrüse, Glukose sowie Blut im Stuhl.
Bei Patienten bei denen ein konservativer Therapieversuch fehlgeschlagen ist, stehen noch Spezialuntersuchungen zur Verfügung. Es sollten damit einerseits die Transportverzögerungen des Darmes nachgewiesen werden, zum anderen wird der Stuhlentleerungsvorgang untersucht, um die Störungspunkte feststellen zu können.
Bei mir wurde außer „Divertikel“ nichts festgestellt. Wie soll ich mich verhalten?
Divertikel sind Ausstülpungen des Dickdarmes. Sie sind mit fortschreitendem Alter sehr häufig und meist harmlos. Die häufigste Ursache ist langjährige ballaststoffarme Ernährung und Obstipation. Sind die Befunde sonst unauffällig, wird außer den Basismaßnahmen wie vermehrte körperliche Aktivität, Erhöhung der Flüssigkeitszufuhr
und faserreicher Kost zunächst versuchsweise die Anwendung von Ballaststoffen empfohlen. Eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr ist Voraussetzung für die erfolgreiche Wirkung von Ballaststoffen wie Kleie.
Bei mir wurde ein „Prolaps“ festgestellt. Was ist das und was kann ich tun?
Prolaps ist eine Einstülpung der Darmwand verschiedenen Grades die meist mit einer Beckenbodenschwäche in Zusammenhang steht. Tritt einmal ein Rektumprolaps auf, kann es durch Einklemmung der Darmwand einerseits zu Verlegung der Stuhlpassage kommen, andererseits wird das Gefühl einer unvollständigen Stuhlentleerung ausgelöst. Das zieht wiederum frustrierende Pressversuche nach sich und kann so einen Teufelskreis in Gang setzen. Bei geringerem Prolaps stehen an konservativen Maßnahmen eine diätetische Stuhlregulierung, laxierend wirkende Zäpfchen und Beckenbodengymnastik an. Falls keine Besserung auftreten sollte ist ein Behandlungsversuch mit Gummibandligatur oder mit der Klammernaht immer lohnenswert.
Mir wurde gesagt mein Darm ist zu lang. Muss ich operiert werden?
Ein „zu langer Darm“ als alleinige Ursache für Verstopfung ist selten. Meist steht in Zusammenhang mit Beckenbodenschwächen oder Prolaps die Beschwerden im Form von Verstopfungen verursachen. Deshalb sollte eine genaue Untersuchung der Ursache erfolgen.
Ich demnächst 74 leide seit Jahren >20 an einer hartnäckigen Obstipation.
Es gibt Constellationen wo alle diätischen wie abführenden Massnahmen versagen. Selbst Klistiere nicht zum gewünschten Erfolg führen, so dass ich nach z.B. 10 Tagen ohne Stuhlgang bereits mehrmals den Klinik Notfall in Anspruch nehmen musste. In einem Fall half selbst der Klinik-Klistier nicht, so dass manuell ausgeräumt werden musste.
Sämtliche obgen. Untersuche wurden durchgeführt inkl. Beckenbodentraining.
Anlässlich der letzten Koloskopie (USZ 2017), wurden lediglich zwei Polipen entfernt.
Als letzte unterstüzende Therapie verschrieb mir der Spezialist täglich Movicol und Amitiza einzunehmen. Letzteres war mit starken Blähungen verbunden. Daraufhin wurde Resolor verschrieben. Erstmals mit Erfolg, aber mit häufigem Gasabgang. Die Wirkung liess mittlerweile nach rund 3 Monaten wieder nach – so dass ich wieder bei der Frage angekommen bin, was kann denn sonst noch helfen??
Gibt es aus Ihrer Sicht eine Therapie, die mir bisher verschlossen blieb und möglicherweise eine nachhaltige Wirkung zur Er-lösung meiner Beschwerden beitragen könnte?
Freundliche Grüsse aus Zürich
Ich würde in Ihrem Fall eine Colontransitzeitbestimmung (CTZ) mit Defäkografie empfehlen, um eine „slow-transit“ Verstopfung und/oder eine unkoordinierte Entleerungsstörung auszuschliessen. Diese Untersuchung erfolgt auf eine Röntgenabteilung